10. Fleischrinder-Auktion im LZ Haus Düsse
Trotz Kälteschock keine frostige Stimmung!
Die 10. Deckbullen-Auktion auf Haus Düsse mit ausschließlich stationsgeprüften
Fleischrinderbullen war sicherlich auch die „Kälteste“. Allerdings bezieht sich die
Aussage ausschließlich auf die Außentemperaturen. Die hatte, und das blieb nicht
aus, auch durchaus Einfluss auf die Temperatur in der Auktionsscheune. Das Motto
„Gekühltes Fleisch hält länger“ fand hier eine konkrete Anwendung.
Trotz der frostigen Temperaturen und die damit verbundenen Mehrarbeiten auf den
Betrieben – Stichwort: Wasserversorgung der Tiere – war das Interesse an dieser
Veranstaltung wieder sehr, sehr gut. Hier gilt den Besuchern der höchste Respekt.
Der Auktionsablauf war reibungslos. Die „Eickelborn-Mannschaft“ hat mittlerweile ein
Höchstmaß an Professionalität erreicht. Deckbullen im Zwei-Minuten-Takt,
freilaufend, wurden dem Auktionsring ohne Hektik und Stress zugeführt.
Die im Jahr 2000 als Start in das neue Millennium gedachte Veranstaltung hat
mittlerweile in der deutschen Fleischrinderzucht einen hohen Stellenwert. Alle
selektierten, angebotenen Fleischrinderbullen haben mindestens die letzen 180 Tage
unter gleichen Umwelt-, Haltungs- und Fütterungsbedingungen in der Station
verbracht. Neben der mehrmaligen Wiegung, Bemuskelungsbewertung,
Ultraschallmessung der Rückenmuskelfläche und einer abschließenden Bewertung
der Tiere in Typ, Bemuskelung und Skelett fließen auch
Verwandschaftsinformationen mit in die Bewertung der Zuchteignung der Bullen ein.
Erstmals wurden die Tiere auch im Vorfeld einem Wiegetest unterzogen, um die
Aktivität der Tiere zu beschreiben. Dieses Testverfahren entspricht der angewandten
Methodik einer derzeit an der Universität Göttingen durchgeführten Dissertation. Bei
der ersten Wiegung der Prüfung wird das Tier bezüglich seiner Bewegungsaktivität
beurteilt. Ein derartig aussagefähiger Test wäre für zukünftige Zuchtentscheidungen
unter den Rahmenbedingungen einer immer geringeren Betreuungszeit pro Tier ein
enorm wichtiges Hilfsmittel. Eine weitere wichtige wirtschaftliche Bedeutung haben
die Prüfdaten der tierindividuellen Futterverwertung (Futteraufnahme), die in dieser
Form und in diesem Umfang nur in der Station Eickelborn ermittelt werden kann.
Die Auktion verlief reibungslos und sehr zügig. Auf alle zum Kauf angebotenen
Deckbullen wurde geboten. Lediglich ein Bulle wurde nicht im Ring zugeschlagen,
sondern konnte erst im Anschluss der Auktion verkauft werden.
Markt komplett geräumt – so kann kurz und knapp resümiert werden. Über 60
Fleischrinderdeckbullen, im Mittel für knapp 2.500 € (ohne MWSt.) verkauft, ist ein
sehr guter Einstieg in das Jahr 2009, welches nicht nur in der Landwirtschaft mit
Spannung erwartet wird.
32 Limousin-, 17 Charolais-, 7 Blonde d’Aquitaine-, 3 Angus- und 2 Fleckviehbullen
wurden zugeschlagen. Die Qualität der aus mehreren Prüfzeiträumen 2008
selektierten Tiere war im Mittel auf einem sehr guten Niveau. Keine qualitativen
Ausreißer nach unten haben zur Folge, dass der Steigpreis weniger großen
Schwankungen unterliegt. Horst Hinkelmann, Rheinberg, sicherte sich ein Spitzentier
der Zuchtstätte Peter Schwamborn, Lohmar. Der genetisch hornlose Charolaisbulle,
„Jerome Pp“ gefiel durch seine außerordentliche Harmonie und seinen
ausgezeichneten Werten in der Eigenleistungsprüfung. Der Limousinbulle „Lennox s“
von der Zuchtstätte Heinrich Runde, Tecklenburg, deckt künftig im Betrieb Rolf
Schlütter, Xanten. Das Spitzentier bei der Rasse Blonde d’Aquitaine sicherte sich
Thomas Wiese, Schmallenberg. Er erhielt den Zuschlag für die Katalognummer 32,
einen sehr plastisch bemuskelten Blonde d’Aquitaine-Bullen der Zuchtstätte Georg
Hummelsheim, Leverkusen. In die Schweiz geht der sehr typvolle Angusbulle
„Escudo“ der Weidegemeinschaft Kleinenberg.
Der zügige Auktionsablauf kam an diesem kalten Winternachmittag sicherlich allen
entgegen. Gut, dass zwischendurch immer wieder die Gelegenheit genutzt werden
konnte, das Cateringangebot von Haus Düsse – warme Getränke, warme Suppe –
zu nutzen. Soviel sei an dieser Stelle für 2010 bereits versprochen, sollten die
Temperaturen auf ähnliche Minusgrade fallen, werden für die Zuschauer weitere
Gasstrahler für angenehmere Temperaturen sorgen.
Das Fleischrinder-Herdbuch Bonn setzt seine Auktionstätigkeit mit der Absetzer-
Auktion am 28. Januar sowie 04. März 2009 in Krefeld fort. Die nächste Reinzucht-
Auktion findet anlässlich der Fleischrindernacht in Hamm am 27. März 2009 statt.
Dr. Josef Dissen